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Pathogeninaktivierung bei Blutkomponenten während Ausbrüchen von Infektionskrankheiten in der Europäischen Union

ECDCDas Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat in Kooperation mit dem Nationalen Blutzentrum Italiens eine Sachverständigenkonsultation (im April 2019) organisiert. 

Thema war die potenzielle Rolle von Pathogeninaktivierungsverfahren als Blutsicherheitsmaßnahme bei Ausbrüchen von Infektionskrankheiten, für die (in den meisten Fällen) keine Laboruntersuchung der Blutspenden verfügbar ist. An der Konsultation nahmen 26 Experten sowie Vertreter nationaler Behörden mit Zuständigkeit für Blut teil.

Zusammenfassung der Expertenmeinungen1

  • Trotz des relativ seltenen Auftretens von transfusionsbedingten Infektionen stößt die mikrobielle Sicherheit von Transfusionen nach wie vor auf erhebliches Interesse, bei Medizinern ebenso wie in der Politik und Öffentlichkeit.
    • Seit April 2019 setzen 16 EU- bzw. EWR-Mitgliedstaaten (52 %) sowie die Schweiz Pathogeninaktivierungsverfahren bei der Herstellung von Thrombozyten- und/oder Plasmakonzentraten regelmäßig ein. Pathogeninaktivierungsverfahren werden bei Transfusionen langsam aber stetig in Standardverfahren einbezogen.
    • Die sich ändernde Epidemiologie von vorhandenen Infektionen und die zunehmende Häufigkeit von Ausbrüchen neu auftretender oder wieder aufkommender Infektionskrankheiten können mit Blick auf die Sicherheit der Blutversorgung auch weiterhin eine Herausforderung darstellen. Die Fortführung der Strategie, für die mikrobielle Sicherheit auf zusätzliche Screening-Tests und Spenderausschlüsse zu setzen, wird sich künftig wahrscheinlich als nicht nachhaltig erweisen. Eine komplette Unterbrechung aller Spenden könnte – besonders in großen Städten oder auf abgelegenen Inseln – die Versorgung mit Thrombozyten gefährden, da keine lange Lagerung möglich ist.
    • Bei mehreren Ausbrüchen von Infektionen mit von Arthropoden übertragenen Viren wurden Pathogeninaktivierungsverfahren eingesetzt. Diese Verfahren sind nun anerkannt als bedeutender Fortschritt und wichtige Strategie zur Minimierung des Risikos transfusionsbedingter Infektionen bei zukünftig neu auftretenden oder wieder aufkommenden Infektionskrankheiten. In betroffenen Gebieten wurden die Entnahmen von Aphereseplasma und Thrombozyten fortgesetzt, sofern sich daran eine Behandlung mit Pathogeninaktivierungsverfahren anschloss.
    • Die Erfahrungen mit Pathogeninaktivierungsverfahren bei Ausbrüchen von Infektionskrankheiten zeigen, dass es in betroffenen Gebieten, in denen Pathogeninaktivierungsverfahren bereits genutzt werden, schneller geht, den Einsatz auszuweiten bzw. Umstellungen auf die Technologie vorzunehmen. So bleibt dann Zeit für die ausreichende Bereitstellung von mit Pathogeninaktivierungsverfahren behandelten Blutkomponenten zur Deckung der lokalen Nachfrage. Aus den bei der Konsultation präsentierten Daten geht hervor, dass zum Planen, zum Implementieren von Veränderungen und zum Einholen von Genehmigungen für Pathogeninaktivierungsverfahren mehr als sechs Monate Zeit erforderlich sein können. Die Zeit für eine wissenschaftliche Evaluierung und Validierung der Pathogeninaktivierung auf lokaler Ebene ist dabei noch nicht berücksichtigt. Ist ein Pathogeninaktivierungsverfahren einmal im Einsatz, dauert eine Aufstockung zur Deckung des Bedarfs an pathogeninaktivierten Blutkomponenten aber nicht lange.
    • Besteht in einem Land die Gefahr des Ausbruchs von Infektionskrankheiten, die die Sicherheit der Blutversorgung bedrohen, kann insofern die Implementierung von Pathogeninaktivierungsverfahren (zumindest teilweise in strategisch ausgewählten Blutzentren) erwogen werden. Damit steigen auch die Kompetenz und Kapazität für Reaktionen auf Ausbrüche von Infektionskrankheiten, für die Screening-Tests nicht zur Verfügung stehen oder nicht praktikabel sind.
    • Bei der operativen Entscheidung über die Implementierung von Pathogeninaktivierungsverfahren sollte unabhängig von den Vorteilen und Einschränkungen vor allem die Erhöhung der Blutsicherheit berücksichtigt werden, die Pathogeninaktivierungsverfahren bei einem potenziellen Seuchenausbruch bzw. einer Epidemie bewirken.

Möchten Sie mehr über dem den potenziellen Einsatz von Pathogeninaktivierungsverfahren im Rahmen von Vorbereitungen und Reaktionen auf Bedrohungen für die Blutsicherheit durch Ausbrüche von neu auftretenden oder wieder aufkommenden Infektionskrankheiten erfahren?

Rufen Sie die Artikel zur Expertenmeinung aus der ECDC-Konsultation ab.

ECDC-Konsultation 

Im Centro de Transfusión de la Comunidad de Madrid getroffene Vorbereitungen auf neu auftretende oder wieder aufkommende Infektionskrankheiten.

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